Schritt 1 zur aHUS-Diagnose:

Verdacht auf TMA

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Wie wird ein aHUS diagnostiziert?

Die Diagnose des aHUS ist eine Ausschlussdiagnose, bei der andere mögliche Ursachen für TMA ausgeschlossen werden müssen.ref_Wendt_R_2023

Das aHUS ist häufig durch ein akutes Nierenversagen in Kombination mit einer hämolytischen Anämie gekennzeichnet. Etwa 50 % der Patient:innen zeigt unbehandelt einen rezidivierenden Verlauf, der langfristig zu einer progredienten chronischen Niereninsuffizienz führen kann. Eine arterielle Hypertonie ist fast immer eine Begleiterscheinung. Der Erstmanifestation des aHUS geht häufig eine akute Infektion voraus, wobei in etwa 40 % der Fälle eine Diarrhoe auftritt. Weitere wichtige diagnostische Hinweise sind eine positive Familienanamnese und ein junges Erkrankungsalter, was die genetische Prädisposition bei vielen Betroffenen unterstreicht.ref_Mueller_D_2022

Die Pathophysiologie des aHUS beruht auf einer Komplement-vermittelten Endothelzellschädigung, die zur Entwicklung von TMA führt. Diese können zu irreversiblen Organschäden, insbesondere der Nieren, führen, weshalb eine frühzeitige Diagnose und Behandlung von entscheidender Bedeutung ist. ref_Legendre_CM_2013ref_Laurence_J_2016ref_Sellier_Leclerc_AL_2007

Wie wird eine TMA erkannt?

Die Erkennung einer TMA basiert auf klinischen und laborchemischen Hinweisen, die auf die zugrunde liegende Dysfunktion hinweisen. Charakteristische Trias der TMA sind:ref_Laurence_J_2016ref_Guthoff_M_und_Heyne_N_2016ref_Campistol_JM_2015ref_Stahl_AL_2008

  • Thrombozytopenie 
  • Mikroangiopathische hämolytische Anämie 
  • Endorganschädigung 

TMAs können mit lebensbedrohlichen Folgen verbunden sein und erfordern eine unverzügliche Differenzialdiagnose als Basis einer spezifischen Therapie.ref_Laurence_J_2016ref_Guthoff_M_und_Heyne_N_2016ref_Campistol_JM_2015ref_Stahl_AL_2008ref_Goodship_THJ_2017

 

Für die Diagnose von TMAs gibt es daher verschiedene Kriterien. Als Faustregel gilt, dass 3 von 5 dieser Kriterien erfüllt sein müssen.
  • Erhöhter LDH-Wert (besonders bei schnellem Anstieg)
  • Niedrige Thrombozyten-Zahl
  • Niedriger Hämoglobin-Wert
  • Akutes Nierenversagen
  • Auffällige Neurologie*

*(z. B. Krampfanfälle, Psychose, Somnolenz, Stupor, fokale neurologische Defizite) 

Sind 3 von 5 Kriterien erfüllt, kann eine nachfolgende Bestimmung der Fragmentozyten (> (0,5) 1 %) und des Haptoglobins (unter der Nachweisgrenze) die Diagnose TMA bestätigen. In der Regel ist bei TMA auch der Coombs-Test negativ. 

Weitere Informationen zu den Kriterien für die Differenzialdiagnose von TMA finden Sie im folgenden Video:

Ausschlussdiagnostik TMA: aHUS, TTP oder STEC-HUS?

Besteht der Verdacht auf eine TMA, müssen neben dem aHUS die thrombotisch-thrombozytopenische Purpura (TTP) und das durch Shigatoxin-produzierende E.coli-Bakterien verursachte HUS (STEC-HUS) differenzialdiagnostisch in Erwägung gezogen werden.ref_Laurence_J_2016ref_McFarlan_PA_2021ref_Bayer_G_2019ref_Zuber_J_2012ref_Kremer_Hovinga_JA_2017

Algorithmus zur Differentialdiagnose TMA
Abkürzungen: ADAMTS13 = a disintegrin and metalloproteinase with a thrombospondin type 1 motif, member 13/von-Willebrand-Faktor-spaltende Protease; aHUS = atypisches Hämolytisch-Urämisches Syndrom; eGFR = glomeruläre Filtrationsrate; EHEC = enterohämorrhagische Escherichia coli; LDH = Laktatdeydrogenase; STEC-HUS = Shigatoxin-produzierende-Escherichia-coli-assoziiertes hämolytisch-urämisches Syndrom; TTP = thrombotisch-thrombozytopenische Purpura; ZNS = zentrales Nervensystem

Leitlinienempfehlungen

Die aktuelle pädiatrische Leitlinie zum hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS) im Kindesalter enthält wichtige Empfehlungen, die bei der Diagnose von HUS berücksichtigt werden sollten. Die Leitlinie enthält die folgenden Empfehlungen:ref_Mueller_D_2022

  • Bei der Diagnose von HUS sollte auch an extrarenale Manifestationen gedacht werden.
  • Bei Verdacht auf TTP sollte so früh wie möglich die Bestimmung der ADAMTS-13-Aktivität veranlasst und eine Plasmapherese eingeleitet werden. 
  • Bei Verdacht auf STEC-HUS sollte der Erregernachweis mittels Stuhlkultur und molekularbiologischem Nachweis der Toxingene erfolgen. Bei negativem Ergebnis sollte zusätzlich eine Untersuchung des Blutserums auf IgM-Antikörper erfolgen. 
  • Bei Verdacht auf komplementvermitteltes HUS ist eine weiterführende Komplementdiagnostik durchzuführen. 

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Labore finden

Eine Übersicht der Laboradressen für die Bestimmung der ADAMTS13 Laborparameter in Deutschland finden Sie hier.  ADAMTS13

Schritt 2 zur aHUS-Diagnostik: TMA/HUS-Form identifizieren

Welche Formen des Hämolytisch-Urämischen Syndroms gibt es und wie lassen sich diese unterscheiden? Hier finden Sie Tipps für die Praxis. Schritt2_aHUS_Diagnostik_Form_identifizieren

Referenzen

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  1. Müller D. S2k-Leitlinie: Hämolytisch-urämisches Syndrom im Kindesalter, 2016; verfügbar unter: https://register.awmf.org/assets/guidelines/166-002l_S2k_Haemolytisch-Uraemisches-Syndrom-im-Kindesalter_2022-07.pdf (Letzter Zugang Januar 2025).
  1. Legendre CM. et al., Terminal Complement Inhibitor Eculizumab in Atypical Hemolytic–Uremic Syndrome. The New England Journal of Medicine. 2013; 368:2169-81. 
  1. Laurence J et al., Atypical hemolytic uremic syndrome (aHUS): essential aspects of an accurate diagnosis. Clin Adv Hematol Oncol 2016; 14 Suppl 11:2-15. PMID: 27930620
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