Schritt 2 zur aHUS-Diagnose:

TMA/HUS-Form identifizieren

Suche, blaues Icon
In der klinischen Praxis können Überlappungen zwischen den TMA/HUS-Formen auftreten, was die Differentialdiagnose erschwert. Beispielsweise können Infektionen, die typischerweise ein STEC-HUS auslösen, bei genetisch prädisponierten Patient:innen auch ein aHUS triggern. Das Vorhandensein von komplementverstärkenden Triggern kann die Diagnose daher erschweren. Die Abgrenzung sollte daher systematisch und mit Hilfe spezifischer Tests wie dem Shiga-Toxin-Nachweis und der Messung der ADAMTS13-Aktivität  erfolgen. Der Nachweis einer genetischen Variante eines komplementregulierenden Gens ist für die Diagnosestellung und Therapie nicht erforderlich, aber er ist für prognostische Zweckeref_Mueller_D_2022ref_Laurence_J_2016

 

 

aHUS = atypisches Hämolytisch-Urämisches Syndrom; DGKE = Diacylglycerol Kinase Epsilon; KMT = Knochenmarktransplantation; STEC-HUS = Shigatoxin-produzierende-Escherichia-coli-assoziiertes Hämolytisch-Urämisches Syndrom; Tx = Transplantation; Faktor H-AK = Faktor H-Autoantikörper; TTP = Thrombotisch-thrombozytopenische Purpura
Charakteristische Altersverteilung der HUS-Formen sowie der wichtigsten Differenzialdiagnosen.
Jedoch ist ein Auftreten der einzelnen Erkrankungen auch jenseits der typischen Alterskategorie möglich.ref_Mueller_D_2022

 

Wichtige Laborparameter beim HUS auf einen Blickref_alscher_2019

Blutwerte

Diagnostische Gruppe

Parameter

Hämolyseparameter LDH
Haptoglobin
Retikulozyten
Indirektes Billirubin
Schistozten
Coombs-Test
Hämatologische Parameter Thrombozyten
Leukozyten
Plasmatische Gerinnung Fibrinogen
Fibrinogenmonomere
D-Dimere
Antithrombin III
apTT, Quick
Renale Beteiligung Serumkreatinin
Kalium
Blutgasanalyse
Hepatische Beteiligung Leberenzyme
Komplement C3, C4 und weitere Diagnostik nach Bedarf
Autoimmunserologie ANA, ANACA, Anti-dsDNA, Anti-Scl-70, Anti-Zentromere, Anti-RNA-Polymerase III, Anti-Cardiolipin, Anti-PL, Anti-ß2-Glykoprotein
Infektionsserologie HIV, HCV, HBV, H1N1
ADAMTS13 ADAMTS13-Aktivität,  ADAMTS13-Antikörper
Vitamin-B12-Stoffwechsel Homocystein- und Methalymalonyl-Konzentration

 

Mikrobiologie

Diagnostische Gruppe

Parameter

Schwangerschafts-assoziierte Proteine sFlt-1/PIGF
Gl-Infektionilen Kultur
PCR für EHEC-Gene
ELISA für Shiga-Toxin
Infektion/Sepsis Blutkultur
Meningitis Liquorkultur

 

Urin

Diagnostische Gruppe

Parameter

Nierenschädigung Hämaturie, Proteinurie
Harnweginfektion Urinkultur, Hämaturie
Vitamin-B12-Stoffwechsel            Homocysteil- und Methalymalonyl-Konzentration

 

aPTT: aktivierte partielle Thromboplastinzeit, ANA: antinukleäre Antikörper, ANACA: Antikörper gegen neutrophile zytoplasmatische Bestandteile, ds: Doppelstrang, PL: Phosholipid, ADAMTS13: A disintegrin and metalloprotease with thrombospondin-1-like domains, EHEC: enterohämorrhagische E. coli, sFlt-1/PIGF: soluble fms like tyroskinkinase 1/placental growth factor

Überblick: TMA/HUS-Formen identifizierenref_bernabeu_2020

Algorithmus TMA/HUS-Formen identifizieren
EHEC = Enterohämorrhagische E. coli
*
nicht Komplement-assoziiert

Schnelle Differenzierung: DIC, TTP, STEC-HUS, aHUS 

Die Differenzierung zwischen disseminierter intravasaler Gerinnung (DIC), thrombotisch-thrombozytopenischer Purpura (TTP), Shiga-Toxin-assoziiertem HUS (STEC-HUS) und atypischem HUS (aHUS) ist in der Intensivmedizin von besonderer Bedeutung. Der folgende Algorithmus gibt einen Überblick über die Differenzialdiagnose von DIC, TTP, STEC-HUS und aHUS.ref_Vincent_JL_2018
Algorithmus Differentialdiagnose DIC, TTP, STEC-HUS, aHUS

Modifiziert nach Vincent JL et al., 2018ref_Vincent_JL_2018

Disseminierte intravasale Gerinnung (DIC):ref_Guthoff_M_2016ref_Herold_G_2016

  • Manifestierung ähnlich TMA 
  • Entsteht durch verschiedene Krankheitsbilder z. B. Sepsis 
  • Massive Gerinnungsaktivierung mit anschließender Verbrauchskoagulopathie 
Anhaltspunkte zur Differenzierung zwischen DIC und TMAref_campistol_2015
DIC TMA
Thrombozytenzahl  Pfeil der nach unten zeigt Pfeil der nach unten zeigt
Fibrinogen  Pfeil der nach unten zeigt normal
Antithrombin  Pfeil der nach unten zeigt normal
Schistozyten vorhanden vorhanden
Haptoglobin normal  Pfeil der nach unten zeigt
aPTT/INR  Pfeil, der nach oben zeigt normal
Blutdruck  Pfeil der nach unten zeigt  Pfeil, der nach oben zeigt

mehr infos zum thema

Fortbildungsportal komplement-wissen.de

komplement-wissen.de

Auf unserem Lernportal finden Sie zahlreiche interaktive E-Learnings, Kasuistiken und weitere Lerninhalte rund um das Komplementsystem und zugehörigen Erkrankungen. Prüfen und erweitern Sie ihr Wissen! https://www.komplement-wissen.de/fachbereich
Grundkurs aHUS auf komplement-wissen.de

Grundkurs aHUS

In diesem Modul erhalten Sie einen Überblick zu den Ursachen der TMA-Formen, der Differenzialdiagnostik und dem Zusammenhang von aHUS-Triggern und Diagnostik. https://www.komplement-wissen.de/kurse/1-kurs-1
Fortbildung

Fortbildung eCMEs

Wissen zu aHUS vertiefen und CME-Punkte sammeln können Sie mit unseren eCMEs.  Fortbildungen

Labore finden

Eine Übersicht der Laboradressen für die Bestimmung der ADAMTS13 Laborparameter in Deutschland finden Sie hier.   ADAMTS13
Eine Person tippt auf der Tastatur

Download

Hier finden Sie verschiedene Materialien zum Download.  Downloads

Referenzen

  1. Müller D. S2k-Leitlinie: Hämolytisch-urämisches Syndrom im Kindesalter, 2016; verfügbar unter: https://register.awmf.org/assets/guidelines/166-002l_S2k_Haemolytisch-Uraemisches-Syndrom-im-Kindesalter_2022-07.pdf (Letzter Zugang Januar 2025).
  1. Laurence J et al., Atypical hemolytic uremic syndrome (aHUS): essential aspects of an accurate diagnosis. Clin Adv Hematol Oncol 2016; 14 Suppl 11:2-15. PMID: 27930620
  1. Alscher MD, Referenz Nephrologie, Thieme 2019. doi: 10.1055/b-005-143660
  1. Bernabeu AIA et al., Atypical hemolytic uremic syndrome: new challenges in the complement blockage era. Nephron 2020; doi:10.1159/000508920
  1. Vincent JL et al., Thrombocytopenia in the ICU: disseminated intravascular coagulation and thrombotic microangiopathies - what intesivists need to know. Crit Care. 2018; 22(1):158. doi: 10.1186/s13054-018-2073-2
  1. Guthoff M et al., Med Klein Intensivmed Notfmed 2016; DOI:10.1007/s00063-016-0193-5.
  1. Herold G, Inn Med 2016; (8)143-145, 148-149. ISBN: 978-3-9814660-5-8
  1. Campistol JM et al., An update for atypical haemolytic uraemic syndrome: diagnosis and treatment. A consensus document. Nefrologia 2015; 35(5):421-447. doi: 10.1016/j.nefro.2015.07.005 

Sie werden bevorzugt per Telefon kontaktiert?

* Pflichtfelder