AL-Amyloidose

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Anwendungsbeschreibung

Einleitung

Was ist AL-Amyloidose? 

Die Amyloidose ist ein Überbegriff für verschiedene seltene Erkrankungen, bei denen sich bestimmte Eiweiße (Proteine) im Körper falsch falten. Die fehlgefalteten Proteine lagern sich als fadenförmige und unlösliche Strukturen, die sogenannten Amyloidfibrillen, im Körper ab.1

Es wird unterschieden zwischen lokalen Amyloidosen, bei denen nur ein Organ von den Ablagerungen betroffen ist und die örtlich beschränkt sind, und systemischen Amyloidosen, bei denen mehrere Organe betroffen sind.2 Die beiden häufigsten Formen der systemischen Amyloidose sind die Leichtketten-Amyloidose (AL-Amyloidose) und die Transthyretin-Amyloidose (ATTR-Amyloidose). Im Folgenden werden wir genauer auf die AL-Amyloidose eingehen.

Bei der AL-Amyloidose vermehren sich bestimmte Zellen des Immunsystems, die einen Überschuss an fehlgefalteten Proteinen, den Leichtkettenproteinen, produzieren. Diese Proteine lagern sich als so genannte Amyloidfibrillen ab, welche sich fortlaufend in verschiedenen Geweben und Organen ansammeln und diese folglich schädigen können.1 Die resultierenden Symptome sind in der Regel zunächst unspezifisch. Dadurch ist die AL-Amyloidose nicht leicht festzustellen und es kann zur Verzögerung bei der Diagnose kommen.3,4 Es ist aber wichtig, die Erkrankung frühzeitig zu erkennen, um diese gut behandeln zu können.


Video

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Was versteht man unter AL-Amyloidose?

In diesem Video klärt Alex über die Besonderheiten der
Erkrankung auf.
Anwendungsbeschreibung

Epidemiologie

Wie häufig ist AL-Amyloidose und wer ist betroffen?

AL-Amyloidose zählt zu den seltenen Erkrankungen, da schätzungsweise nur 5-13 unter einer Million Menschen pro Jahr neu erkranken, wobei von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden kann.5 Männer sind insgesamt etwas häufiger betroffen als Frauen.6,7 Die Häufigkeit der Erkrankung nimmt mit dem Alter zu. So liegt das durchschnittliche Erkrankungsalter bei der Diagnosestellung bei 65 Jahren.8 Junge Menschen entwickeln eine AL-Amyloidose nur in sehr seltenen Fällen.5 Die AL-Amyloidose ist nicht direkt vererbbar.1,9

Ursachen

Was sind die Ursachen der Erkrankung?

Ursachen oder Risikofaktoren der AL-Amyloidose können beispielsweise chronische Entzündungen oder ein erhöhtes Alter sein. Die Erkrankung entsteht im Knochenmark, wo neben weißen und roten Blutkörperchen auch die Plasmazellen gebildet werden. Diese schützen den Körper vor Infektionen, indem sie Antikörper gegen mögliche Erreger produzieren.

Normalerweise produzieren Plasmazellen vollständige und funktionierende Antikörper, die aus zwei leichten und zwei schweren Proteinketten bestehen.10,11 Bei einer vorliegenden AL-Amyloidose werden aber zu viele Leichtketten produziert bzw. diese sind defekt und können vom Körper nicht abgebaut werden. Stattdessen verbinden sie sich zu Amyloidfibrillen, welche sich über die Zeit in Organen und Geweben ablagern können. Dort beeinträchtigen sie deren Funktion.12,13
Entstehung von AL-Amyloidose im Knochenmark, wo rote und weiße Blutkörperchen, darunter Plasmazellen, gebildet werden
Gesunde Plasmazelle produziert Antikörper, der aus schweren und leichten Proteinketten besteht und wichtig für die Bekämpfung von Krankheitserregern ist
Plasmazelle bei AL-Amyloidose, die defekte Leichtketten produziert, welche sich zu Amyloidfibrillen zusammenlagern
Anreicherung Amyloidfibrillen bei AL-Amyloidose in Herz, Nieren, Magen, Darm oder Blase
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Krankheitsverlauf

Wie verläuft die AL-Amyloidose?

Die AL-Amyloidose schreitet unbehandelt rasch fort. Ein Großteil der Patient:innen leidet unter ersten Symptomen, die sehr unspezifisch sind und bei jedem und jeder Betroffenen anders ausfallen können.14,15 Mit Fortschreiten der Erkrankung nehmen die Symptome zu und treten abhängig davon auf, welche Organe von den Ablagerungen betroffen sind – bei etwa 30 % der Patient:innen sind es drei oder mehr Organe.15


Wie hoch ist die Lebenserwartung bei AL-Amyloidose?

Dank innovativer Therapiekonzepte hat sich die Lebenserwartung bei AL-Amyloidose in den letzten Jahrzehnten stetig verlängert und es kann trotz der Erkrankung eine gute Lebensqualität erreicht werden.16 Frühzeitige Diagnose und Therapie sind wichtige Faktoren dabei.17 Unbehandelt kann die Erkrankung zum frühzeitigen Tod führen.1



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Symptome

Welche Symptome treten bei AL-Amyloidose auf? 

Die AL-Amyloidose zeichnet sich durch eine Vielzahl unspezifischer Symptome aus, die auch bei anderen Erkrankungen auftreten können. Dadurch wird eine Diagnose oftmals erschwert.17 Bei fast 90 % der Patient:innen zeigen sich erste unspezifische Symptome wie14


Müder und erschöpfter Patient

Starke Müdigkeit und Erschöpfung 
Waage und Patient, symbolisch für Gewichtsverlust

Gewichtsverlust
Patientin mit Wassereinlagerungen

Wassereinlagerungen

Die Amyloidfibrillen können sich in verschiedenen Organen ablagern und diese schädigen, wobei insbesondere Herz und Nieren betroffen sind.17

Detailansicht von Amyloidfibrillen in den Organen Herz und Nieren bei AL-Amyloidose





Symptome am Herzen

Das Herz ist bei mehr als 75 % aller Patient:innen von den schädlichen Amyloidfibrillen betroffen.18 Die Schädigungen des Herzens, auch Kardiomyopathie genannt, haben den größten Einfluss auf die Prognose bei AL-Amyloidose.13 Die Schädigungen äußern sich dabei in typischen Symptomen, wie:5

Patientin, die Schwellungen an Armen und Beinen hat

Schwellung der Arme und Beine
Patient mit Atembeschwerden

Kurzatmigkeit
Patient, der Probleme im Bereich des Herzens aufweist

Herzrhythmusstörungen
Patient mit Blutdruckmessgerät, welches zu niedrigen Blutdruck anzeigt

Niedriger Blutdruck

Symptome an den Nieren

Die Nieren sind bei 70 % aller Patient:innen mit AL-Amyloidose betroffen.19 Durch die schädlichen Ablagerungen wird die Funktion der Nieren beeinträchtigt, sodass es zu einer Niereninsuffizienz und im weiteren Verlauf zu einem Nierenversagen mit anschließender Dialyse kommen kann.19 Dies äußert sich u.a. durch:5


Patientin, die Schwellungen an Armen und Beinen hat

Schwellungen der Arme und Bein
Zwei Urintropfen, die Eiweißmoleküle enthalten

Verstärkte Ausscheidung von Eiweiß über den Urin

Weitere Symptome

Neben Herz und Nieren können auch weitere Organe von der Erkrankung betroffen sein. So ist bei 50 % aller Betroffenen die Leber vergrößert.13,18 Aber auch der Verdauungstrakt, die Hände und Füße als auch Zunge und Haut können in seltenen Fällen betroffen sein. Dies zeichnet sich durch folgende Symptome aus:5,20
Patient, der unter Übelkeit und Durchfall leidet

Übelkeit und Durchfall
Patientin mit Anzeichen von Taubheit an den Gelenken

Taubheit oder Kribbeln der Extremitäten
Mund mit vergrößerter, ausgestreckter Zunge

Vergrößerte Zunge
Rote Punkte rund um den Augenbereich, welche Hauteinblutungen darstellen

Hauteinblutungen insbesondere um die Augen
Lupe und Patientin, symbolisch für weitere unspezifische Symptome

Weitere unspezifische Symptome, die auch mit anderen Erkrankungen assoziiert sind und damit die Diagnose erschweren.17
Diagnose

Diagnose

Wie wird AL-Amyloidose diagnostiziert? 

Zur Diagnose der AL-Amyloidose werden mehrere laborchemische und körperliche Untersuchungen wie Bluttests, Urintests, Bildgebungen wie die Knochenszintigraphie oder Magnetresonanztomographie (MRT), Untersuchungen am Herzen und Biopsien durchgeführt. Wegen der unspezifischen Symptome ist die korrekte Diagnose allerdings häufig verzögert.15,21 Betroffene werden auf ihrem Weg deshalb in der Regel bei verschiedenen Ärzt:innen vorstellig.

Besteht der Verdacht auf eine AL-Amyloidose, wird im Regelfall eine Gewebebiopsie durchgeführt.5 Dabei wird unter örtlicher Betäubung ein kleines Stück Gewebe aus dem Knochenmark, einem betroffenen Organ oder dem Bauchfett entnommen und auf Amyloid-Ablagerungen untersucht. Mit Hilfe dieser Methode kann nicht nur die Diagnose Amyloidose gestellt, sondern auch der Typ der Erkrankung identifiziert werden. Dies ist sehr wichtig, da es neben der AL-Amyloidose noch weitere Formen der Amyloidose gibt, wie beispielsweise die Transthyretin-Amyloidose, die teilweise ähnliche Symptome aufweisen, aber anders therapiert werden müssen.5
Diagnose

Therapie

Wie wird AL-Amyloidose behandelt? 

Die derzeitigen Behandlungsmöglichkeiten der AL-Amyloidose wie Antikörpertherapie, Chemotherapie und Stammzelltransplantation, zielen darauf ab, weitere Amyloidablagerungen und somit eine Verschlechterung der Erkrankung zu verhindern bzw. sogar eine Verbesserung der Organfunktion zu ermöglichen. Aktuell ist eine Entfernung der Amyloidfibrillen, die sich bereits in den Organen abgelagert haben, noch nicht möglich. Begleitend werden zudem die Symptome der geschädigten Organe behandelt, um die Lebensqualität zu verbessern.

Y-förmiger Antikörper

Antikörpertherapie: Eine Antikörpertherapie wird subkutan (unter die Haut) oder intravenös (über die Vene als Infusion) verabreicht und hat zum Ziel, die Plasmazellen zu zerstören, welche für die übermäßige Bildung der fehlgefalteten Leichtketten verantwortlich sind.

Infusion und Medikamente, symbolisch für Chemotherapie

Chemotherapie: Eine Chemotherapie wird oral (über den Mund z.B. als Tablette) oder intravenös (über die Vene als Infusion) verabreicht und soll das Wachstum der Plasmazellen hemmen, welche auch für die Amyloidfibrillen verantwortlich sind.

Knochen mit Knochenmark, symbolisch für Stammzellentransplantation

Stammzelltransplantation: Mit Hilfe der Stammzelltransplantation sollen eigene gesunde Zellen nach einer medikamentösen Vortherapie erneut angesiedet werden.

Je nach auftretenden Symptomen müssen möglicherweise auch Herz- und Blutdruckmedikamente eingenommen werden. Sind die Nieren sehr stark beeinträchtigt, kann auch eine Dialyse oder Nierentransplantation notwendig werden. Auch eine Herztransplantation kann in bestimmten Fällen erwogen werden.

Was Sie als Betroffene und Angehörige nach der Diagnose der AL-Amyloidose wissen müssen, erfahren Sie hier.

Glossar

Glossar

Glossar


Amyloidfibrillen (Amyloidablagerungen) Amyloidfibrillen sind abnormale Ansammlungen von Proteinen, die sich zu kleinen fadenähnlichen Strukturen zusammenlagern und in verschiedenen Geweben und Organen anreichern können. Diese Ablagerungen können zu verschiedenen Krankheiten führen, indem sie das gesunde Gewebe schädigen.
Antikörper Spezifische Eiweiße des Immunsystems, die potenziell schädliche Antigene (z.B. die Oberfläche von Bakterien) erkennen und zerstören können.
Antikörpertherapie Bei einer Antikörpertherapie werden künstlich hergestellte Antikörper eingesetzt, um zielgenau bestimmte Krankheiten wie  Al-Amyloidose zu behandeln.
Biopsie Bei einer Biopsie werden kleine Gewebeteile aus dem Körper entnommen und im Labor z.B. unter dem Mirkoskop oder anderen Techniken auf Auffälligkeiten wie Amyloidfibrillen untersucht.
Knochenszintigraphie Medizinisches Bilgebungsverfahren, bei dem mithilfe von schwach radioaktiven Markern, die über die Venen injiziert werden, der Stoffwechsel der Knochen aber auch Amyloidfibrillen im Herzen sichtbar gemacht werden können.
Dialyse Die Dialyse ist ein medizinisches Verfahren, das bei eingeschränkter Nierenfunktion eingesetzt wird, um überschüssige Abfallprodukte aus dem Blut zu entfernen. Dabei wird das Blut durch eine spezielle Maschine geführt, die die Filterfunktion der Nieren nachahmt.
Immunsystem Körpereigenes Abwehrsystem gegen schädlichen Krankheitserreger, zum Beispiel Bakterien, Parasiten, Pilze, Protozoen (Einzeller) und Viren. Das Immunsystem besteht aus einzelnen Teilkomponenten, die sich in ihrer Wirkung ergänzen.
Kardiomyopathie Bei Erkrankungen des Herzmuskels, auch Kardiomyopathie genannt, ist die Herzmuskulatur geschwächt oder verändert, was die Pumpfunktion des Herzens beeinträchtigen kann.
 Leichtketten Leichtketten sind Bestandteile von Antikörpern, die sich aus schweren und leichten Eiweißketten zusammensetzen.
Magnetresonanztomographie (MRT) Medizinisches Bildgebungsverfahren, bei dem starke Magnetfelder und Radiowellen verwendet werden, um detaillierte Bilder des Inneren des Körpers zu erzeugen.
Plasmazellen Plasmazellen sind spezialisierte Zellen des Immunsystems, die Antikörper produzieren, um Infektionen und Krankheitserreger zu bekämpfen
Rote Blutkörperchen Rote Blutkörperchen, auch Erythrozyten genannt, sind für den Transport von Sauerstoff aus der Lunge zu den verschiedenen Geweben zuständig.
Weiße Blutkörperchen Weiße Blutkörperchen, auch Leukozyten genannt, sind Teil des Immunsystems und spielen eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Infektionen und Krankheiten.



Referenzen

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  5. Onkopedia-Leitlinien: Amyloidose (Leichtketten (AL)-Amyloidose). Verfügbar unter: https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/amyloidose-leichtketten-al-amyloidose/@@guideline/html/index.html (Abgerufen am 19.10.23).
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DE/UNB-AML/0003

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