ELISA und FACS im Vergleich

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Kurz zusammengefasst:

Der positive Nachweis von AQP4-Antikörpern gilt als einer der sichersten Diagnosekriterien für das Vorliegen von Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen (NMOSD).

Während ELISA trotz guter Spezifität eine deutlich geringere Sensitivität aufweist und häufiger falsch-negative Ergebnisse liefert, gelten zellbasierte Assays (CBA/FACS) als Goldstandard mit überlegender diagnostischer Genauigkeit.

Wichtig: Ein negativer Antikörperbefund zu Beginn schließt NMOSD bei klinischem Verdacht nicht sicher aus. In solchen Fällen ist ein erneutes Testen (Re-Testing) im Verlauf sinnvoll.

ELISA und zellbasierte Assays im Vergleich

Zur Bestätigung einer NMOSD stehen verschiedene serologische Nachweisverfahren für AQP4-IgG zur Verfügung. Während ELISA-Verfahren (enzyme-linked immunosorbent assay) aufgrund ihrer weiten Verbreitung häufig eingesetzt werden, weisen zellbasierte Assays (CBA) eine deutlich höhere diagnostische Aussagekraft auf und werden heute in den Leitlinien als Referenzmethode empfohlen.ref_Wingerchuk_2015

Die nachfolgende Übersicht stellt die beiden Verfahren gegenüber und verdeutlicht die Unterschiede hinsichtlich Methodik, diagnostischer Leistungsfähigkeit und praktischer Verfügbarkeit.

Tabelle 1: Vergleich von ELISA und FACS Live zellbasiertem Assayref_Mayo_2025ref_Waters_2012ref_Waters_2014

Aspekt ELISA FACS Live zellbasierter Assay
Startmaterial Zellfrei (Serum, rekombinante Proteine) Zellbasiert (lebende transfizierte Zellen)
Detektion Kolorimetrisch (Enzymreaktion) Fluoreszenz oder Durchflusszytometrie
Sensitivität 60-65 % > 80 %
Spezifizität 99 % 99 %
Wahrscheinlichkeit falsch-negativer Ergebnisse 1,5-15 x höher als bei zellbasierten Assays Deutlich geringer
Verfügbarkeit weit verbreitet Speziallabors erforderlich

Zellbasierter Nachweis von AQP4

Beim zellbasierten FACS-Live-Assay binden im Serum vorhandene anti-AQP4-IgG an AQP4-transfizierte Zellen und werden anschließend durch einen fluoreszenzmarkierten sekundären Antikörper detektiert. Da AQP4 im Organismus in den Isoformen M1 und M23 vorkommt, können sowohl AQP4-M1- als auch AQP4-M23-transfizierte Zellen verwendet werden. Allerdings ist bei der Verwendung von AQP4-M23-transfizierten Zellen das Risiko für falsch-positive Ergebnisse durch unspezifische IgG-Bindungen erhöht.
Mittels Fluoreszenzmikroskopie wird das Vorliegen der Fluoreszenz überprüft. Die Intensität, die Aufschluss über die Menge der gebundenen anti-AQP4-IgG gibt, wird anschließend von mindestens zwei erfahrenen Kliniker:innen bewertet.ref_Liu_2019

Re-Testing bei Seronegativität

Bei klinischen Hinweisen auf NMOSD und initialem negativen AQP4-Antikörpernachweis wird zum einen ein Re-Testing und zum anderen eine Prüfung des Anti-MOG-Status empfohlen.ref_Wingerchuk_2015ref_Liu_2019ref_Narayan_2018ref_Jasiak_2016

Bleibt der klinische Verdacht für NMOSD bestehen, sollte ein erneutes Re-Testing nach 3-6 Monaten erfolgen.ref_Waters_2014 Die folgende Abbildung zeigt den diagnostischen Entscheidungsweg für das Re-Testing von AQP4-Antikörpern bei NMOSD.ref_Waters_2014
Bei der Interpretation der Testergebnisse sollte beachtet werden, dass der Serumtiter von AQP4-IgG je nach Krankheitsaktivität und Therapie erheblich variieren kann. Bei Patient:innen, die initial seronegativ sind, kann ein AQP4-Antikörpernachweis im Verlauf positiv werden.ref_Liu_2019 Außerdem, sollten AQP4-AK-seronegative Patient:innen zur Vermeidung falsch-negativer Befunde im weiteren Verlauf erneut getestet werden, vorzugsweise in therapiefreien Intervallen oder während eines akuten Schubs.ref_Kompetenznetz_2025

Welche weiteren diagnostischen Untersuchungen und klinischen Kriterien in diesem Fall berücksichtigt werden sollten, erfahren Sie im Detail auf unserer Fachseite zu den Diagnosekriterien.

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Referenzen

  1. Wingerchuk DM et al., Neurology 2015; 85.2:177-189.
  1. Mayo Clinic Laboratories. https://www.mayocliniclabs.com/test-catalog/Clinical+and+Interpretive/38324. (zuletzt aufgerufen September 2025).
  1. Waters PJ et al., Neurology 2012; 78:665-671.
  1. Waters PJ et al., Clin Exp Neuroimmunol 2014; 5.3:290-303.
  1. Liu C et al. J Vis Exp. 2019;(146).
  1. Narayan R et al., Mult Scler Relat Disord 2018; 25:66-72.
  1. Jasiak-Zatonska M et al., International journal of molecular sciences 2016; 17.3:273.
  1. Kompetenznetz Multiple Sklerose: Qualitätshandbuch MS/NMOSD. Stand 11/2021; MS-Qualitätshandbuch (ms-qualitaetshandbuch.de) (zuletzt aufgerufen Oktober 2025).

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